Das Leben der Anderen

Auch wenn Ihn warscheinlich kaum einer gesehen hat aber
den diesjährigen Eurovision de la Chanson fand ich überaus gelungen.
Fast jedes Land mühte sich redlich etwas Nettes auf die Beine zu stellen und grade die viel geschmähten Ostblock Länder gingen mit stark verbesserten Performances an den Start.
Schmunzeln musste ich über die Bosnier mit Ihren strickenden Omas. Der jüdische Beitrag „die Nachtigall des Jemens“ hatte eine tolle Stimme wenn auch etwas kastrierte Stimme. Diese Piraten Combo aus Lettland war echter richtiger Trash wie man lange nicht mehr gesehen hat. Hatte da Ralf Siegel seine Hände im Spiel?
Der Spanier hatte einen saucoolen Beat und nen irren namen (Cikiilicuatro schaut euch das mal auf U-Tube an!) und die Schwedein war wirklich ausserirdisch.

Die gute Laune verflog schnell als bei der Punktebewertung klar wurde, das Griechenland die Türkei und Russland selbst mit einem Pantomimen Spieler erfolgreich gewesen wären.
Deutschland Letzter Platz? Geschenkt
Die Noangels sind halt nur eine Casting Band ohne echte live Erfahrung mit schrillen Stimmen, wenig Lust und einem miesen Song (wieso titulieren die sich selbst Engel wenn Ihr bandname doch das Gegenteil aussagt?).
Trotzdem wurden schnell Unmut laut. „Diese Zigeuner üben sich wieder im Hütchenverschieben“ , „wenn Griechenland gewinnt, esse ich nie wieder Döner“ und überhaupt das sehe ich mir nieee wieder an.

Gleich drauf ist die Diskussion entflammt wie die „Schmach von Belgrad“ nächstes Jahr
getilgt werden kann.
Eine Band aus 30 verschiedenen Mädels aller Europäischen Länder zusammenstellen.
Rammstein anbetteln einen Feuer-Schock-Riefenstahl Song zu performen
oder wie Italien ganz dem Wettbewerb fern bleiben?

Wäre schade, denn der Eurovision Song Contest ist eine schöne Parabel auf die Politischen und Verhältnisse in Europa, welcher Geschmack grade vorherrscht und wo überhaubt Europa ist.

Simon und Vanja haben die Veranstaltung warscheinlich gar nicht wahrgenommen da Holland gar nicht in Finale gekommen ist. Kaum jemand interessiert sich für eine Veranstaltungen wo keiner aus der weiterem Bekanntenkreis auftritt

Das funktioniert wie bei Fotoalbum kucken, ist man nicht selber auf dem Photo ist es auch nur halb so interessant.
Da die Holländische Mehrheit teilnamslos wegschaut, mobilisiert eine engagierte Minderheit alle Telefone und rüft für Land an: Türkei deuce Points
In Konsens-Europa geben immer öfter Minderheiten den Ton an. Denn wer sich gut vermarktet und geschlossen auftritt hat oft die Sympathien und Meinung auf seiner Seite.
(z.B. Zugführer – dieLinke – Schlesier – Skinheads)

"Es ist viel besser, wir sind eine schlagkräftige Minderheit, als dass wir eine lahme Mehrheit sind." - Karl Lehmann(KPD)

im Falle des Eurovision wird das Abstimmungssytem untergraben wenn eine Minderheit die Punkte diktiert, zumal ein Land wie San Marino (35000 Einwohner) das gleiche Punktgewicht wie Frankreich (ca. 60 000 000 ) erhält. Wenn Kleinstaaten oder Minderheiten nach Gesichtspunkten der Blutsverwandtschaft abstimmen und nicht nach Künstlerischen oder objektiven Kriterien, empfindet das der neutrale Betrachter als Ungerechtigkeit.

Deutschland hat interessanterweise von Nachbarstaaten keine Punkte bekommen, was zugleich zu einem Aufheuelen geführt hat. Mag uns den keiner?

Ist das nicht grade auch das Dilemma der Europäischen Politik das Länder wie Polen jeden Kompromiss verhindern und aus nationalen Gründen eine Blockadehaltung ausüben?


Neben diesem inneren Konflikt entwickelt sich auch eine konflikt mit Europas Nachbarn.
Die ersten Drei Platzierten des Eurovisions wurden von Amerikanischen Produzenten platziert (Timbaland für Russland) oder Sie war gleich eine Amerikanerin wie die Sängerin für Griechenland. Nicht das dies verwerflich wäre, doch hat sich die Amerikanische Popleitkultur einmal mehr durchgesetzt, von einem Europäischen Chanson fehlt jede Spur.
Zum anderen hat das wiedererstarkte Russland alle Hebel in Gang gesetzt um sich an die Spitze zu setzen. Einen süssen Sänger mit offenem Hemd dazu noch einen Fiedler mit echter Stradivari und zum Überfluss noch den aktuellen Eiskunstlaufchampion. Das war der totale Popoverkill.
Grade jetzt, da sich die Weltwirtschaft abkühlt und heftig um marktanteile und Ressourcen gerungen wird, bahnt sich ein Konflikt mit Mindestens einem Dieser Macht-Blöcke an.
Amerika und Russland haben beide kein Interesse, dass Europa eine gemeinsame Wirtschafts- und Aussenpolitik vertritt. Beide werden versuchen mittels Ihrer „Mittelsländer“ (England, Polen) den Europäischen Einigungsprozess wenigstens zu bremsen oder gar zu sabotieren.

Dazu kommt das die EU im Dilemma steckt ob nun die Türkei aufgenommen werden soll oder nicht. Verdient hätten die Türken die Aufnahme allemal. Sie sind von der Geschichte her genauso Europa wie der Rest auch, zumal Sie sich seit fast einem Jahrhundert darum bemühen und fortschrittlicher sind als manche andere.
Das Problem ist das eine Aufnahme der Türkei die Machtkonstallation im Nahen Osten erheblich verändern würde.
Der 1.Weltkrieg nahm hier seinen Anfang, da Deutschland das schwache Osmanische Reich wirtschaftlich und militärisch unterstütze (bagdad-bahn) und somit gegen die Interessen der Briten, Franzosen und Russen in diesem Gebiet handelte. Dies führte zur Blockbildung gegen Deutschland und die Türkei. Das selbe Szenario ist auch heute vorstellbar, bloss mit anderen Akteuren